Wieder eine Woche vorbei und gefühlte fünfzig neue Leute kennen gelernt…
Einer davon ist der Novize (die Vorstufe zum Mönch) Somchit, den ich im Buddhapark etwas außerhalb von Vientiane getroffen habe. Da mein Arbeitsplatz (die Grundschule…) direkt neben seinem Wat, dem buddhistische Kloster, liegt, habe ich ihn dort einfach mal besucht. Er hat mich rumgeführt und mir einiges über sein Leben erzählt. Seine Familie lebt im Norden von Laos, deswegen sieht er sie nur höchstens einmal im Jahr. Er hofft einmal im Ausland studieren zu können und verbringt im Moment sein letztes Schuljahr.
Außerdem hat Somchit mich gefragt, ob ich nicht mal mit ihm jüngere Novizen in Englisch unterrichten möchte. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen. Am nächsten Tag bin ich dann also zur buddhistischen Schule gefahren und geschätzte zweihundert angehende Mönche haben mich beobachtet. Etwas unwohl habe ich mich dabei schon gefühlt, denn als einzige Person weit und breit hatte ich keine orangene/senfgelbe Robe an. Jedenfalls stand ich dann einige Minuten später vor einer Klasse aus vierzig neugierigen Jugendlichen, die mehr oder weniger Englisch sprechen konnten. So und nun? Naja, einen Plan hatte ich nicht und so habe ich mich einfach mal vorgestellt und bisschen was über Deutschland erzählt. Nach und nach sind die Schüler aufgetaut und haben Fragen gestellt. „What is your religion? Do you like Lao food? What is your favourite football team? Where do you live in Laos?” Teilweise konnten sie meine Erklärungen glaube ich kaum nachvollziehen, dass ich zum Beispiel Atheist bin. Die meisten Novizen sind arm und kommen vom Land wie Somchit in der Hoffnung auf kostenlose Bildung. Für sie war mein Besuch wohl ein ziemliches Highlight und ich durfte erst gehen, nachdem sie Erinnerungsfotos gemacht und Hände geschüttelt hatten.
Am Wochenende hatte ich dann gleich zweimal die Gelegenheit die laotische Feierkultur kennen zu lernen. Der Anlass des ersten Festes, war der erste Geburtstag der Tochter von einem meiner Cousins. Im Enddefekt wurde ich das Gefühl nicht los, dass es einzig allein darum geht zu zeigen: „Guck mal wie viel Asche ich hab! Ich kann mir eine teure Feier leisten.“ Ohne zu wissen was uns erwartet bin ich mit Joe Joe, meinem Cousin, hingefahren um nur kurz darauf festzustellen, dass wir den Dresscode um Längen verfehlt hatten. Wir: kurze Hose, Flip-Flops und T-Shirt – alle anderen: Hemd, lange Hose, Anzugschuhe. Ganz schön spießig, was? Naja also ab nach Hause, umziehen und los. Büffet, Livemusik, Beer-Lao. So richtig Stimmung kam (bei mir) nicht auf…
Dafür war der Sonntag genau das Gegenteil: wunderbar unkompliziert, chaotisch & authentisch. Mit meinen laotischen Freunden und Kollegen aus der Grundschule bin ich zum „Boat-festival“ gegangen. Am Mekong finden dabei Rennen von Ruderbooten statt, doch eigentlich veranstaltet jede Familie für sich eine eigene Party vor ihrem Haus und das Rennen ist ziemlich egal. Es gibt ständig was zu essen (irgendjemand ist die ganze Zeit am Kochen – u.a. gegrillte Heuschrecken), kistenweise Beer- Lao und viel zu laute Musik. Hier sind es jedoch nicht die Jugendlichen, sondern die Erwachsenen die am heftigsten / betrunkensten feiern. Grundsätzlich wird andauernd angestoßen, jeder will mit dir trinken. Trotz der Tatsache, dass ich nicht einmal wusste wer das ganze veranstaltet und nur fünf von vierzig Leuten kannte, fühlt man sich sofort wohl. Die Laoten empfangen einen mit offenen Armen (paar Sätze laotisch helfen dabei aber ungemein) und die Stimmung ist ausgelassen feucht-fröhlich. Das Ganze war mir jedenfalls um Längen sympathischer als das förmliche Getue vom Vortag.